Die Zukunft der stark gefährdeten Haie des Atlantiks liegt jetzt in der Hand der EU

Date: November 12, 2019

Bei der in Spanien stattfindenden internationalen Fischereitagung entscheidet sich die Zukunft des Kurzflossen-Makos

London, November 2019. Im Vorfeld des internationalen Treffens der Fischereinationen, bei dem sich die Zukunft des stark gefährdeten Kurzflossen-Makos entscheiden könnte, richten sich alle Blicke der Umweltschützer auf die Europäische Union. Die Internationale Kommission für die Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik (ICCAT) berät bei ihrem jährlichen Treffen vom 18. bis 25. November auf Mallorca über neue und ernüchternde wissenschaftliche Empfehlungen hinsichtlich des Zustands der Bestände des Kurzflossen-Makos. Um die Dezimierung der stark überfischten Population im Nordatlantik aufzuhalten und umzukehren, haben Wissenschaftler die Empfehlung an die ICCAT gerichtet, ein vollständiges Verbot, Fänge an Bord zu behalten, zu verhängen. Derzeit gibt es weder EU- noch ICCAT-Fangquoten für Makohaie. Gleichzeitig verzeichnet die EU weltweit die meisten Anlandungen von Makohaien, die vor allem auf das Konto spanischer Schiffe gehen.

„Der Erhaltungszustand des Kurzflossen-Makos im Nordatlantik ist katastrophal und dies ist vor allem der EU anzulasten“, erklärte Ali Hood, Leiterin des Erhaltungsprogramms bei Shark Trust. „Spanische Fangflotten haben über lange Zeit hinweg, jahrein jahraus, mehr Makohaie gefangen als jedes andere Land. Und währenddessen hat die EU die zahlreichen Warnungen vor der Überfischung der Bestände in den Wind geschlagen. Sie hat es nicht einmal geschafft, die zugelassene Menge der Anlandungen von Makohaien zu begrenzen. So überrascht es kaum, dass die Folgen katastrophal sind. Die Verantwortlichen des EU-Fischereimanagements stehen bei der ICCAT-Tagung an einem wichtigen Scheideweg. Es ist an der Zeit, der ungebremsten Makohai-Fischereipolitik ein Ende zu setzen und stattdessen die ICCAT dazu zu bewegen, die deutlichen und drängenden wissenschaftlichen Empfehlungen umzusetzen.“

Der Kurzflossen-Mako zählt zu den wirtschaftlich einträglichsten Haiarten und ist nicht nur für sein Fleisch und seine Flossen begehrt, sondern auch in der Sportfischerei beliebt. Dabei macht ihn sein langsames Wachstum besonders anfällig für Überfischung. Die Dezimierung dieser weit wandernden, in ozeanischen Gewässern heimischen Art zeigt sich vor allem im Nordatlantik. Auf der Grundlage neuer Analysen mahnen die Wissenschaftler der ICCAT eine Verringerung der jährlichen Fangmengen für den Kurzflossen-Mako im Nordatlantik an, die von den aktuellen Fangmengen (~3000 Tonnen) auf ~300 Tonnen gesenkt werden müssten, um der Population eine angemessene (60 %) Chance zu geben, sich innerhalb der nächsten fünf Jahrzehnte zu erholen. Ihre Entscheidung, einen vollständigen Fangstopp für diese Population zu empfehlen, berücksichtigt die Sterblichkeitsrate bei unbeabsichtigten Fängen.

Im März 2019 bewertete die Weltnaturschutzunion (IUCN) sowohl den Kurzflossen- als auch den Langflossen-Mako gemäß den Kriterien der Roten Liste als stark gefährdet. Im August haben die EU und 27 Unterstützerländer die Listung beider Arten im Anhang II des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES) erwirkt. Ab Ende November müssen die CITES-Unterzeichner (einschließlich aller ICCAT-Vertragsparteien) den Nachweis erbringen, dass die Mako-Exporte aus legalen und nachhaltigen Fischereien stammen.

„Erst vor wenigen Monaten hat sich die EU auf der Weltbühne im Rahmen des CITES-Abkommens für die Sicherung der weltweiten Verpflichtungen zur Erhaltung des Makohais eingesetzt, doch an Bemühungen der EU zur Umsetzung dieser Verpflichtungen durch Beschränkungen der Fischereien mangelt es bisher“, erklärte Sonja Fordham, Vorsitzende von Shark Advocates International. „Wir sind zuversichtlich, dass 2019 weitere entscheidende Weichen für den Schutz des Makohais gestellt werden, doch ob es dort, wo es jetzt am wichtigsten ist – bei der ICCAT – tatsächliche Fortschritte gibt, hängt davon ab, ob die EU sich verstärkt für das von den Wissenschaftlern empfohlene Mako-Fangverbot einsetzt. Diese Maßnahmen sind unverzichtbar, wenn diese wertvolle Haipopulation vor dem vollständigen Zusammenbruch bewahrt werden soll, denn ihre Zukunft steht heute buchstäblich auf Messers Schneide.

Ansprechpartner Medien: Patricia Roy E-Mail: patricia@communicationsinc.co.uk, Tel: 0034-696 905 907.

Shark Advocates International ist ein Projekt der Ocean Foundation, das sich damit befasst, wissenschaftlich fundierte Maßnahmen zum Schutz von Haien und Rochen voranzutreiben. Der Shark Trust ist eine gemeinnützige britische Organisation, die sich in Form von positiven Veränderungen für die Bewahrung und den Schutz von Haien einsetzt. Bei dem Project AWARE handelt es sich um eine weltweite, von einer Gemeinschaft von Abenteurern getragene Meeresschutzbewegung, die sich schwerpunktmäßig sowohl mit bedrohten Haien als auch mit Meeresabfällen befasst. Das Ecology Action Centre fördert nachhaltige, meeresabhängige Lebensgrundlagen und den Schutz der kanadischen und internationalen Meeresgewässer. Diese Gruppen gründeten mit Unterstützung des Shark Conservation Fund die Shark League of the Atlantic and Mediterranean, um eine verantwortungsvolle regionale Politik zum Schutz von Haien und Rochen zu fördern (www.sharkleague.org).

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